Wiltu swartz dinthen han nach venediger sitten zü machen

Aus Artesliteratur
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Rezept zur Herstellung schwarzer Tinte nach Art der Venezianer. Zur Herstellung der Eisengallustinte werden zunächst Galläpfel (galla romana), Gummi arabicum, Vitriol und Gummi tragant zu einem Pulver gestoßen und dieses bei bedarf mit heißem Wein angerührt.

Überlieferung

Dieses Rezept zum Herstellen schwarzer Tinte ist Teil der Rezeptsammlung 'Was du verwen wilt von sîden oder zendel'[1], die in den Handschriften Kodex Berleburg [ehemals Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schloßbibl., Ms. RT 2/6], auf fol. 248ra, und Salzburg, Universitätsbibl., Cod. M III 3, auf fol. 342va, überliefert ist. In der Salzburger Handschriften erscheint dieses Rezept als 58. und im Kodex Berleburg als 117. Rezept. In beiden Sammlungen befindet sich das Rezept im Abschnitt Wie man alle farwen machen solle vff berment pappier tuch leder holcz vnd stein vnd zu dem ersten ein rosel farwe.[2] Den Titel des Rezeptes habe ich der Salzburger Handschrift entnommen.
In der Salzburger Handschrift wurde das Rezept offenbar bewusst nach vorne gezogen, damit es zusammen mit den zwei vorangehenden Rezepten, Wiltü güt dinthen machen zü schriben und Wiltü güt dinthen han, eine thematische Einheit bildet. DAuf dieses thematiche Sammelinteresse weisen auch die Kolumnenüberschrift Dienth über fol. 342rb und der Verweis Von dinthen etwaʒ me daʒ fint man Im xxxvj ſextern i<n> medio" über fol. 342va hin. In der Salzburger Handschrift geht diesem Rezept das Rezept Wiltü güt dinthen han voran und das Rezept Wiltü vÿolfarb tüchelin machen folgt. Im Kodex Berlegurg geht das Rezept Aber ein ander blaes von korn blümen zü linen tuch oder zü wiszem garn voran und das Rezept Wiltu presilien machen in ein andern weg folgt.
Eine Variante dieses Rezepts ist in der Handschrift Heidelberg, Universitätsbibl., Cpg 489 aus dem Jahre 1563 überliefert und wurde in die Colour Context Datenbank aufgenommen.

Text

Salzburg, Universitätsbibl., Cod. M III 3, fol. 342va

Rheinfränkisch (Speyer ?), 3. Viertel 15. Jahrhundert[3]

Diplomatische Transkription

Wiltu ſwartʒ dinthen han nach
venediger ſitten ʒü machen ⁊c<etera>
So nym<m> ij loit galrünia<m> vnd j
loit gum<m>ẏ rabicu<m> vnd ein qui<n>ſit
vitriolüm vnd tragandi ein loit
vnd ſtoſʒ es in einem morſel gar
wol vnd wiltu mit ſchriben So nẏ<m>
des bülfers in ein horn oder din
ſchrib gezüg So nẏm<m> heiſʒen win
vnd temperers do mit ſo haſtü
güt Incaüſtüm ⁊&c<etera>

Leseversion

Wiltu swartz dinthen han nach venediger sitten zü machen etc.,
so nymm ij loit galrüniam vnd j loit gummy rabicum vnd ein quinsit vitriolüm vnd tragandi ein loit vnd stosz es in einem morsel gar wol. Vnd wiltu mit schriben, so nym des bülfers in ein horn oder din schribgezüg. So nymm heiszen win vnd temperers domit so hastü güt Incaüstüm etc.


Kodex Berleburg [ehemals Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schloßbibl., Ms. RT 2/6], fol. 248ra

Rheinfränkisch, Rhein-Main-Gebiet, 3. Viertel 15. Jahrhundert [4]

Diplomatische Transkription

Wiltu ſwartʒ dyn
ten machen nach venetiger
ſeden
SO ny<m> ij loit galla<m> ro
mana<m> vnd j loit gu<m>
mi arabicu<m> vnd j qui<n>
ſing vitrioliu<m> vnd traganti
j loit vnd ſtoiſʒ iſʒ in eynem
morſel gar wol vnd wiltu
mit ſchriben So ny<m> des pul
uers in ey<n> horn oder din ſchrib
gezug So ny<m> heiſʒen win vn<d>
temperier iſʒ da mit ſo haſtu
gut incauſtu<m>

Leseversion

Wiltu swartz dynten machen nach venetiger seden,
so nym ij loit gablm romanam vnd j loit gummi arabicum vnd j quinsing vitriolum vnd traganti j loit vnd stoisz isz in eynem morsel gar wol. Vnd wiltu mit schreiben, so nym des puluers in eyn horn oder din schribgezug. So nym heiszen win vnd temperer isz da mit so hastu gut incaustum.

Fußnoten

  1. Vg. zu diesem Text: Gundolf Keil, 'Was du verwen wilt von sîden oder zendel', in: ²VL 10 (1999), Sp. 770f.
    Werner Dressendorfer, Gundolf Keil und Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Älterer deutscher 'Macer' - Ortolf von Baierland 'Arzneibuch' - 'Herbar' des Bernhard von Breidenbach - Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhandschrift des Kodex Berleburg: Berleburg, Fürstlich Sayn-Wittgenstein'sche Bibliothek, Cod. RT 2/6, Farbmikrofiche-Edition, Einführung zu den Texten, Beschreibung der Pflanzenabbildungen und der Handschriften (Codices illluminati medii aevi 13), München 1991, S. 31-35. [online]
  2. Salzburg, Universitätsbibl., Cod. M III 3, fol. 342ra.
    Vgl. auch Kodex Berleburg [ehemals Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schloßbibl., Ms. RT 2/6], fol. 242va.
  3. Anna Jungreithmayr unter Mitarbeit von Josef Feldner und Peter H. Pascher, Die deutschen Handschriften des Mittelalters der Universitätsbibliothek Salzburg (Österreichische Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse, Denkschriften 196; Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters III,2), Wien 1988, S. 193-209. [online]
  4. Werner Dressendorfer, Gundolf Keil und Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Älterer deutscher 'Macer' - Ortolf von Baierland 'Arzneibuch' - 'Herbar' des Bernhard von Breidenbach - Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhandschrift des Kodex Berleburg: Berleburg, Fürstlich Sayn-Wittgenstein'sche Bibliothek, Cod. RT 2/6, Farbmikrofiche-Edition, Einführung zu den Texten, Beschreibung der Pflanzenabbildungen und der Handschriften (Codices illluminati medii aevi 13), München 1991, S. 9f. [online]



Luisa Rossa und Tamara Endberg-Krenn