Wiltü gütten zinober machen

Aus Artesliteratur
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Rezept zur Herstellung von Zinnober.

Überlieferung

Dieses Rezept zur Herstellung von Zinnober ist Teil der Rezeptsammlung 'Was du verwen wilt von sîden oder zendel'[1], die in den Handschriften Kodex Berleburg [ehemals Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schloßbibl., Ms. RT 2/6], auf fol. B095, und Salzburg, Universitätsbibl., Cod. M III 3, auf fol. 345ra, überliefert ist. In beiden Handschrift erscheint das Rezept als 99. Rezept dieser Sammlung als eines der letzten Rezepte des Abschnittes Wie man Gutten zinober machen vff berment, silber, swebel, holzs vnd stein.[2] Der Titel wurde aus der Salzburger Handschrift übernommen.
Diesem Rezept voran geht in beiden Handschriften das Rezept Gude menige zu machen und darauf folgt das Rezept Item was farwe dü machest vnde sie sudest.

Text

Salzburg, Universitätsbibl., Cod. M III 3,fol. 345ra

Rheinfränkisch (Speyer ?), 3. Viertel 15. Jahrhundert[3]

Diplomatische Transkription

wiltü Gutten ʒinober machen
So n<y>m ʒwey teil qüeck ſilber vnd
Daʒ dritteyl ſwebel in einen Scher=
Ben vnd laſz daʒ qüeck ſilber dorch
einander laüffen vnd ribe es dan<n>
Vff eym ſtein gar dein vnd thü
eß dan<n> in ein glaſz vnd vnb kley=
Be daʒ glaß mit gebrantem ley=
men mit roſ miſt vnd thu die ma=
terie dar ʅnne vnd ſetʒe es oben
vff den ofen vnd decke es ſchon
ʒu vnd mache ʒü erſte ein clein
fuer dar vnd er mit dürre<e> holtʒ
ye lenger ye groſzer vnd wart
dan<n> ʒu dem glaſʒ So gewi<i<net
eß dan<n> mangerley geroch da
kere dich nit an vnd gib ym fu=
erß genüg vntʒ dü den raüch al=
ſo rott ſiebeſt alß ein blüt ſo het
eß genüg vnd laſʒ eß wol er=
kalten ſo vindeſtu ʒmober vnd
thü dan<n> gu<m>my dar ʅnme vnd laſʒ
eß dar ɭn<n>Ʒergan ʃo iʃt eß bereit c<etera>

Leseversion

so nym zwei teil qüeck silber vnd das dritteil swebel in einen scherben vnd lass das qüeck silber durch einnander laüffen vnd ribe es dann auf eym Stein gar dein vnd tu es dan in ein glass vnd vnd klebe das glass mit gebrantem leimen mit ross misst vnd tu die materie dar nne und decke es schon auf den ofen vnd decke es schon zu vnd mache zuerst ein klein für dar vnd er mit dürre holz je länger je grösser vnd wart dan zu dem glass so gewinet es dan mangerlei geroch da kere dich nicht an vnd gib ihm für es genug vnd dü den raüch also rott siebest als ein blut so hete es genug vnd lass es wol erkalten so vindest zmober vnd tu dann gummy dar nme vnd lass es dar ein zergan so ist es bereit

Kodex Berleburg [ehemals Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schloßbibl., Ms. RT 2/6], fol.246r

Rheinfränkisch, Rhein-Main-Gebiet, 3. Viertel 15. Jahrhundert [4]

Diplomatische Transkription

Gutten zinober machen
Thu gutten zinober mach
en so ii<y>y ij teil queck
ſilber vund den dritt>e<e
teil ſwebel in ey>n>n ſcherben
vnd laiſʒ das queck ſilber dorch
eynander lauffen vnd rib
iſʒ dan gar klein off ey<n>n ſtey
vnd thu iſʒ dan in e<y>y glaiſʒ
vnd vmb kleybe daz glaſʒ mit
gebrantem leymen mit roſʒ
mist vnd thu die materie
dar jn<n>n vnd ſetz i ſʒ oben off
den oven vnd deck iſʒ ſchon
zu vnd mach zu erſt e<y>y kley
fur dar vnder mit doirem
holtz ye lenger ye groſʒer
vnd wart dan zu dem glaſʒ
so gew<y>ynet iſʒ dan manch
erley rauch da kere dich nit
an vnd gib ym fureß gnug
hiſʒ du den rauch alſo
hait iſz gnug vnd laiſʒ iſʒ
wol erkalten so fundeſtu
zmober vnd thu dan gumi
dar jn vnd laſʒ iſʒ dar j>m>m
zughan So iſt bereyt

Leseversion

so nym zwei teil qüeck silber vnd das dritteil swebel in einen scherben vnd lass das qüeck silber durch einnander laüffen vnd ribe es dann auf eym Stein gar dein vnd tu es dan in ein glass vnd vnd klebe das glass mit gebrantem leimen mit ross misst vnd tu die materie dar nne und decke es schon auf den ofen vnd decke es schon zu vnd mache zuerst ein klein für dar vnd er mit dürre holz je länger je grösser vnd wart dan zu dem glass so gewinet es dan mangerlei geroch da kere dich nicht an vnd gib ihm für es genug vnd dü den raüch also rott siebest als ein blut so hete es genug vnd lass es wol erkalten so vindest zmober vnd tu dann gummy dar nme vnd lass es dar ein zergan so ist es bereit

Sabrina Szameitat, Laura Kretzschmar, Hicham Baaziz

Fußnoten

  1. Vg. zu diesem Text: Gundolf Keil, 'Was du verwen wilt von sîden oder zendel', in: ²VL 10 (1999), Sp. 770f.
    Werner Dressendorfer, Gundolf Keil und Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Älterer deutscher 'Macer' - Ortolf von Baierland 'Arzneibuch' - 'Herbar' des Bernhard von Breidenbach - Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhandschrift des Kodex Berleburg: Berleburg, Fürstlich Sayn-Wittgenstein'sche Bibliothek, Cod. RT 2/6, Farbmikrofiche-Edition, Einführung zu den Texten, Beschreibung der Pflanzenabbildungen und der Handschriften (Codices illluminati medii aevi 13), München 1991, S. 31-35. [online]
  2. Salzburg, Universitätsbibl., Cod. M III 3,S095, fol. 345ra.
    Vgl. auch Kodex Berleburg [ehemals Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schloßbibl., Ms. RT 2/6], fol. 242va.
  3. Anna Jungreithmayr unter Mitarbeit von Josef Feldner und Peter H. Pascher, Die deutschen Handschriften des Mittelalters der Universitätsbibliothek Salzburg (Österreichische Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse, Denkschriften 196; Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters III,2), Wien 1988, S. 193-209. [online]
  4. Werner Dressendorfer, Gundolf Keil und Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Älterer deutscher 'Macer' - Ortolf von Baierland 'Arzneibuch' - 'Herbar' des Bernhard von Breidenbach - Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhandschrift des Kodex Berleburg: Berleburg, Fürstlich Sayn-Wittgenstein'sche Bibliothek, Cod. RT 2/6, Farbmikrofiche-Edition, Einführung zu den Texten, Beschreibung der Pflanzenabbildungen und der Handschriften (Codices illluminati medii aevi 13), München 1991, S. 9f. [online]