Chiromantien der Bairischen Bild-Enzyklopädien

Aus Artesliteratur
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In den beiden Handschriften der 'Bairischen Bild-Enzyklopädie' befindet sich jeweils ein Abschnitt zur Chiromantie. Beide können als eigenständige Chiromantien gelesen werden. Während die Krakauer Fassung die Chiromantie nuch exemplarisch Vorstellt, hat die wesentlich umfangreichere Erlanger Fassung Handbuch-Charakter. Die Chiromantie der Handschrift Krakau, Bibl. Jagiellońska, Przyb. 35/64, fol. 43r/v ist sehr wahrscheinlich die ältere. Die Handschrift wird auf "nach 1523" datiert. Die Chiromantie in Erlangen, Universitätsbibl., MS. B 200, fol. 81r–85v, 181r–182r nimmt einige wenige Formulierungen der Krakuer Fassung auf, kombiniert aber ansonsten Handflächenzeichnungen mit Informationen aus Andreas Covus’ 'Ein schönes Büchlin der Kunst Chiromantia' und einem Text bislang unbekannten Ursprungs.

Chiromantie der Erlanger Bairischen Bild-Enzyklopädie

Erlangen, Universitätsbibl., MS. B 200, fol. 81r–85v, 181r–182r

Informationen zum Textereignis
Digitalisat http://digital.bib-bvb.de/webclient/DeliveryManager?custom_att_2=simple_viewer&pid=5281832
Online-Information https://handschriftencensus.de/24571

https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/HSP000532C300000000

Entstehungszeit um 1524
Entstehungsort Nürnberg
Illustrationen 81r kolorierte Federzeichnung einer linken und einer rechten Handfläche in einem rechteckigen Rahmen. Beischriften im Bild informieren über die Benennung der Linien und Berge und die Korrespondenz der Fingerglieder zu Planeten und Lebensaltern (ähnlich der Krakauer Handschrift, fol. 43r–v, aber mit abweichenden Angaben zur Zuordnung der Planeten).

Auf 81v–85v jeweils zwei Bildstreifen mit insgesamt 59 kolorierten Federzeichnungen von rechten und linken Handinnenflächen und vier Fußsohlen (85r) mit Linien, Zeichen und deutschen Beischriften. Auf 81r wird zudem auf den Text der Chiromantie auf 181r–182r hingewiesen. Vorlage für die Handzeichnungen auf fol. 81v–85v der Erlanger Handschrift war Andrea Corvus’ Chiromantie wohl in der Ausgabe VD 16 ZV 30228 [1],deren Informationen allerdings komprimiert wiedergegeben sind, indem Merkmale mehrerer Handzeichnungen der Vorlage zusammengefasst und die Beischriften radikal gekürzt wurden.[1]

Chiromantie der Krakauer Bairischen Bild-Enzyklopädie

Krakau, Bibl. Jagiellońska, Przyb. 35/64, fol. 43r/v

Informationen zum Textereignis
Digitalisat https://jbc.bj.uj.edu.pl/dlibra/doccontent?id=271106
Online-Information https://handschriftencensus.de/22593

https://manuscripta.pl/en/manuscripts/49978/

https://kdih.badw.de/datenbank/handschrift/49a/5/2

Entstehungszeit nach 1523
Entstehungsort Passau (?)
Illustrationen Kolorierte Federzeichnungen der Innenflächen einer männlichen rechten (43r) und einer weiblichen linken Hand (43v), jeweils in einem seitenbreiten runden Bildrahmen. Darüber und darunter jeweils erläuternde Texte. Beischriften im Bild informieren über die Benennung der Linien und Berge und die Korrespondenz der Fingerglieder zu Planeten und Lebensaltern.

Durch die auf 43v im Bildrahmen wiedergegebenen chiromantischen Zeichen mit ihren Bedeutungen wird der kurze Text auch eigenständig prognostisch nutzbar.

Textauszüge

Chiromantie der Erlanger Baierischen Bildenzyklopädie

fol. 81r–85v: Bildtafeln mit Handflächenzeichnungen und Beischriften

[siehe Digitalisat]

fol. 181r–182r: Prosatext

Chiromantia auslegung der hant

Item so du wilt judicieren dy hant, so wasch mit harm (?) erstlich. Darnach schau pait hent. Aber dy recht hant pehelt das vrtail dem man, die denck der fr?. Etlich mainen dem man solt geschaut werden in summers zeit vnd jm winter der fr? dy denck vnd am freitag, am suntag dem man oder pfintstag vnd in der stunt jouis der sol oder veneris. Vnd kinten bey iiij jaren und niechter allen ist gwisser. Vnd nit in haisser zeit, auch in nit sonnenschein.

wer 4 gruebem in der hant hat pedeut triebsal vnd armuet. [...]

Forschungsliteratur

  • Ewa Chojecka, Bayerische Bild-Enzyklopädie. Das Weltbild eines wissenschaftlich-magischen Hausbuches aus dem frühen 16. Jahrhundert (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 358), Baden-Baden 1982, S. 94–97.
  • Pia Rudolf, Hausbücher (Nr. 49a), Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters, begonnen von Hella Frühmorgen-Voss und Norbert H. Ott, hg. von Ulrike Bodemann, Kristina Freienhagen-Baumgardt, Pia Rudolph und Nicola Zotz, Bd. 6, München 2015. [2]
  • Michele C. Ferrari, Le monde en images. Une encyclopédie bavaroise au début du XVIe siècle (Art de l’enluminure 76), Dijon 2021, S. 17, 25.
  • Marco Heiles, Prognostiken (Nr. 103a.), in: Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters, begonnen von Hella Frühmorgen-Voss und Norbert H. Ott, hg. von Ulrike Bodemann, Kristina Freienhagen-Baumgardt, Pia Rudolph und Nicola Zotz, Bd. 10 (Pilgerbücher - Rechtsspiegel, Rechtsbücher), München 2023, S. 179-182 (Nr. 103a.5.1- 103a.5.2) und Abb. 67f..

Anmerkungen

  1. Marco Heiles, Prognostiken (Nr. 103a.), in: Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters, begonnen von Hella Frühmorgen-Voss und Norbert H. Ott, hg. von Ulrike Bodemann, Kristina Freienhagen-Baumgardt, Pia Rudolph und Nicola Zotz, Bd. 10 (Pilgerbücher - Rechtsspiegel, Rechtsbücher), München 2023, S. 179f.