Wiltü vin tuchel bla machen daz das dürch lucht vff silber vnd vff golde

Aus Artesliteratur
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Rezept zur Herstellung von Tüchleinblau aus Kornblumen, Sal ammoniacum (Salmiak) und Alaun.
Ohne eigene Üerschrift ist dem Rezept eine Anleitung zum Anreiben von Ölfarben aus Leinöl und schwarzer Farbe, Mennige, Zinober, Spangrün, Bleigelb, Bleiweiß oder Hautfabe angehangen.

Überlieferung

Das beschriebene Verfahren zur Herstellung von Tüchleinblau stimmt im Wesentlichen mit dem des Rezeptes Aber ein ander blaes von korn blümen zü linen tuch oder zü wiszem garn überein.

Text

Salzburg,Universitätsbiel.,Cod. M III 3, fol. 346ra-rb

Rheinfränkisch (Speyer?), 3.Viertel 15.Jahrhundert

Diplomatische Transkription

Wiltü vin tuchel bla machen daʒ
das dürch lucht vff ſilber vnd
vff golde ⁊c<etera> So nym<m> ʒwolff
hant vol korn blümen od<er> xvi
die ſol man ſameln vor pfingſte<n>
an dem morgen und die blüme<n>
ſol man abe genot uſʒ cʒiehen in
ein geſchirre Vnd ſol die blümelin
alle ſtoſʒen in eẏm morſelſteẏn
biʒ das es müſchet und ſafft ge-
nüg git Vnd drücke den daſʒ ſafft
[fol. 346rb]Danne dar vſʒ genot dorch eẏ<n>
reines ʒwilchen tüchelin Iſt des
ſafft ein halb maſʒ ſo nẏm<m> j firtel
eins lotes ſaltʒ ſalaromiacu<m> Sa-
laromiack und auch alʒo vil aluns
gerieben vnd diſʒ in daʒ ſafft ge-
than und rüre es vnder einander
vntʒ es ʒergat und nẏm<m> des ſchon
wiſʒ tuchlin die wol geweſche<n> ſint
von diſlachen oder von lillachen
und drucke die dücher in die
farwe daʒ ſie allenthalben gefer-
wet werden vnd die farwe gar
an ſich nemen daʒ nit me do blẏ-
be und hencke die tüchelin an ei-
nen ſtecken an den wint vnde
laſʒ ſie gar wol trücken vn<d> nẏm
da<n> ʒü dem andern mal aber al-
ſo vil blümen und thü aber alʒo
vor und netʒe die tüchelin aber
dar Inne alʒo vor ſo hant ſie ge-
nüg<e> ⁊&c<etera> Item oleẏ farbe ſol
man riben mit linoleẏ Swartʒ mẏnig
ʒinober ſpan grün blẏgel blẏwiſʒ
lipfarb halp vnd halp od<er> waʒ ma<n> bedarff ⁊c<etera>

Leseversion

Wiltü vin tuchel bla machen, daz daß dürch lucht uff silber und uff gold etc. So nym zwolff hant vol korn blümen oder xvi, die sol man sameln vor pfingsten an dem morgen und die blümelin sol man abe genot usz ziehen in ein geschirre und sol die blümelin alle stoszen in eim morselsteyn biz das es müschet und safft genüg gibt und drücke den dasz safft danne dar usz genot dorch eyn reines zwilchen tüchelin. Ist das safft ein halb masz so nym i firtel eines lotes saltz salaromiatum Salaromiack und auch alzo vil aluns gerieben und disz in daz safft gethan und rüre es under einander untz es zergat und nym des schon wisz tuchlin die wol geweschen sint von dislachen oder von lillachen und drucke die dücher in die farwe, daz sie allenthalber geferwet werden und die farbe gar an sich nemen daz mit me do blyben und hencke die tüchelin an einen stecken an den wint und lasz sie gar wol trücken und nym dann zü dem anderen mal aber also vil blümen und thü aber alzo vor so hant sie genüge etc. Item oley farbe sol man riben mit linoley swartz mynig zinober span grün blyge blywisz lipfarb halp und halp oder waz man bedarff etc.

Kodex Berlebung [ehemals Bad Belebung, Sayn Wittgensteinsche Schloßbibl. Ms RT 2/6], fol. 247rb-va

Rheinfränkisch, Rhein- Main-Gebiet, 3. Viertel 15. Jahrhundert

Diplomatische Transkription

Wiltu fyn tuchel bla machen
daʒ dorch luchtet off ſilber
und off gold
SO nym xij hant vol
korn blume<n> ader xvj
die ſal ma<n> ſameln vor
pfinſten an dem morgen und
die blumen ſol ma<n> oben uſz
ʒiehen in ey<n> geſchirre vnd
ſal die blumelin alle ſtoiſʒen
in eyn<n> morſelſteyn biſ daʒ iſʒ
muſchet vnd ſafft gnug gibt
Vnd drucken den ſafft dan dar-
uſʒ dorch ey<n> reyn ʒwillich duch
elin Iſt des ſafftes j̲ maiſ So
ny<m> j fertel eyns loit aluns
vnd auch alſo vil ſal armo<n>iacu<m>
gewijhen vnd thu iſʒ in daʒ
[fol. 247va] ſafft und rure iſʒ vnder eynand<er>
biſʒ iſʒ zerget Vnd nym dan ſchon
wiſz duch die wol geweſchen ſint
von diſchlachen ader von lilache<n>
und druk die ducher in die far
be daʒ ſie allenthalben geferbet
werden und die farbe gar an
ſich nemen daʒ nit mehe da bli
be vnd henck die duchlin an
eyn<n> ſtecken an den wint vnd
laiſʒ ſie gar wol drucken vnd
nym den ʒu dem anderen male
aber alſo vil blume<n> und thu
aber alſs vor vnd netʒ die duch
elin aber dar Inn<e> als vor ſo
hant ſie gnug
Item oley darbe ſal ma<n> riben it
lynoley Swarcʒ menige ʒino/
ber ſpongrun blijgel blijwiſʒe
lipfarb halp vnd halp ader was man bedarff

Leseversion

Wiltu fyn tuchel bla machen daz durch luchte off silber und off gold So nym xij hant vol korn blume ader xvi die sol man sameln vor pfinsten an dem morgen und die blumen sol man oben uf ziehen in eyn geschirre und sal die blumelin alle stoiszen in eyn morselsteyn bis daz is muschet und safft genug gibt und drucken den safft dan darusz dorch eyn reyn zwillich duch elin. Ist des safft j mais so nym j fertal eyns loit aluns und auch also vil sal armoniacum gewijhen und thu isz in daz [fol.247va] safft und rure isz under eynander bisz isz zerget und nym dan schon wisz duch die wol geweschen sind von dischlachen ader von lilachen und druk die ducher in die farbe daz sie allenthalben geferbet werden und die farbe gar an sich nemen daz nit mehe da bliben und henck die duchlin an eynn stecken an den wint und laisz sie gar wol drucken und nym den zu dem anderen male aber also vil blumen und thu aber also vor und netz die duch elin aber dar inne als vor so hant sie genug item oley darbe sal man riben it lynoley swarcz menige sino/ ber spongrun bligel blijwisze lipfarb halp und halp ader was man bedarff.

Henrike Bramer