Johannes ab Indagine: Die kunst der Chiromantzey

Aus Artesliteratur
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Das Hauptwerk des Johannes ab Indagine (auch Johannes Rosenbach), Pfarrer in Steinheim bei Hanau und Stiftsherr von St. Leonhard in Frankfurt (* spätestens 1467, † 25.3.1537) erschien erstmals 1523 bei Johann Schott in Straßburg und behandelt in vier Büchern nicht nur die Chiromantie, sondern auch die Physiognomie und Astrologie sowie die Komplexionslehre. Der vollständige Titel lautet Die kunst der Chiromantzey usz besehung der hend. Pysiognomey uß anblick des enschens. Natürlichen Astrologey noch dem lauff der Sonnen. complexion eines yegklichen menschens. Natürlicher ynflüssz der Planeten. Der zwoelff zeichen Angesychten. Ettliche Canones zuo erkantnüsz der menschen kranckheiten solicher weiß vormals nye beschriben oder gedruckt. Alle vier Teile sind durch ein gemeinsames astrologisches Weltbild und Bildprogramm verbunden. Als Vorlage diente die 1522 ebenfalls bei Johann Schott in Straßburg erschienene lateinische Erstausgabe des Werkes, die mit denselben Holzstöcken gedruckt wurde: ›Introdvctiones Apotelesmaticae elegantes, in Chyromantiam, Physiognomiam, Astrologiam naturalem, Complexiones hominum, Naturas planetarum‹ (VD16 R 3108). Die deutsche Fassung stammt von Johannes ab Indagine selbst, der beide Ausgaben dem Kardinal und Erzkanzler Albrecht von Brandenburg (1490–1545) widmete. Die insgeamt 57 verschiedenen Holzsschnitte wurden von Hans Baldung Grien, Hans Wechtin und einem anonymen Meister SE hergestellt (vgl. KdiH 103a.3.b.). Bemerkenswert ist die Selbstdarstellung des Aurtors mit ganzseitigem Autorenportrait (A1v und I4r) und Wappen (A4v).

Das Das buͦch der Chiromantzey oder warsagung vß ansehen der hend (B1r–F5v) ist ein systematisches Chiromantietraktat in 15 Kapiteln. Während im ersten Kapitel alle Elemente der Hand lateinisch und deutsch benannt werden, widmen sich die weiteren Kapitel der chiromantischen Deutung der Linie des Lebens, der mittelnatürlichen linien, der Tischline, der Restrickt linien, dem Triangel, dem Triangel, den den Planeten zugeordneten Bergen der Finger sowie den Orten des Mondes und des Mars sowie im letzten Kapitel einzelnen besonderen Linien. Die Position der chiromantischen Merkmale wird in den jeweiligen Kapiteln in Holzschnitten verdeutlich. Insgesamt finden sich im Abschnitt zur Chiromantie 35 Handflächen mit Linien, Zeichen und Beischriften und eine Abbildung von drei Daumen mit Zeichen. Die Kapitel zu den Bergen der Finger und weiteren Orten der Planeten werden durch Holzschnitte der sieben Planetengötter in von Tieren oder Menschen gezogenen Wagen mit Tierkreiszeichen als Rädern eingeleitet, die in den Büchern zur Astrologie und Komplexionslehre wiederholt werden.

Textaufbau

  • Das buͦch der Chiromantzey oder warsagung vß ansehen der hend
    • Das Erst Capitel von der vszteylung der hand des menschen
    • Das Ander Capitel von der linien des lebens
    • Das Dritt Capitek von der mittelnatürlichen linien
    • Das Fyerd Capitel von der Tischlinien
    • Das Fünfft Capitel von der Restrickt linien in dem handtgleych
    • Das Sechst Capitel von dem Triangel in der handt
    • Das Sybendt Capitel von dem Quadrangel oder fyerung in der handt
    • Das Acht Capitel von dem bühelen oder bergen der finger. Vnd erstlich von dem bühel oder ballen des Dumens, welicher von den alten dem Planeten Venus zuͦgeeygnet ist
    • Das Neündt Capitel von dem zoͤigfinger vnnd seinem berg. darbey von dem Jouialischen menschen
    • Das zehend Capitel von dem mittelfinger vnd seinem buhel oder berg. Vnd dabey von den Saturnischen menschen
    • Das Eylfft Capitel von dem goldt finger vnnd seinem berg. Dabey von der natur deren, so der Sonnen vnderworffen seind
    • Das zwoͤlfft Capitel von dem Orfinger vnd seinem berg. vn dar bey von den Mercuralischen
    • Das Dreyzehend Capitel von dem fuͦß des trianhgels in der handt, do der Mon seinen standt vnnd herrlicheit
    • Das Dreyzehend Capitel von dem standt des Planeten Martis in der handt vnnd der natur der Martalischen
    • Das Fyertzehend Capitel von ettlichen zeychen der handt vnd finger, so on die obgemelten erschynen hyn vnnd wider
  • Das buͦch der Physiognomey vsz ansehung vnd anblick der glyder des gantzen menschen gestalt zuͦ erkunden sein natur, artliche neygung vnd complexion
  • Das buͦch der Natürlich Astrologey
  • Das buͦch der Complexion

Überlieferung

Druckgeschichte

USTC 636906/VD16 R 3114: Die kunst der chiromantzey usz besehung der hend. Physiognomey usz anblick des menschens. Natürlichen astrologey noch dem lauff der sonnen

Informationen zum Textereignis
Digitalisate http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00085328-7https://embassyofthefreemind.com/en/library/online-catalogue/detail/9803f87b-edcf-de68-6c50-200388af2adb/media/9726d41c-1dda-098f-8cc0-9e0608586040
Online-Information USTC 636906[1], VD16 R 3114[2], KdiH 103a.3.b.
Entstehungszeit 1523
Entstehungsort Straßburg
Drucker Johann Schott
Illustrationen

Feldtbuch der wundartzney sampt vilen instrumenten der chirurgey uß dem albucasi contrafayt. Chiromantia. Das ist die kunst der handtbesehung. Natürliche astrologey physiognomey complexion buch

Informationen zum Textereignis
Digitalisat
Online-Information USTC 657395[3]
Entstehungszeit 1540
Entstehungsort Straßburg
Drucker Johann Schott
Illustrationen

Johannis von Indagine, Astrologische einführung und anlaitung, In die Chiromancy, Physiognomy, Astrology, Nativitet stellung, Von Complexionen der Planeten und Menschen

Informationen zum Textereignis
Digitalisat
Online-Information USTC 2020758[4]
Entstehungszeit 1629
Entstehungsort Straßburg
Drucker Lazarus Zetzner (heirs of)
Illustrationen

USTC 2521807 + USTC 2170664: Deß Hochgelehrten Astronomi Joannis Indagine Astrologia Naturalis, Das ist; Gründlicher Bericht, wie man die Chiromancia, Physiognomia und Astrologia leichtlich erlehrnen, und vermittelst derselben, einen jeden Menschen, nach seiner Complexion und Eigenschafften erkennen, auch gewisse Nativiteten stellen, und von ihme judiciren solle, und was ein Medicus, bey eines jeden Patienten Curation, auß der Astrologia mit fleiß in acht zunehmen

Informationen zum Textereignis
Digitalisat
Online-Information USTC 2521807[5], USTC 2170664[6]
Entstehungszeit 1630
Entstehungsort Straßburg
Drucker Zetzner
Illustrationen

Forschungsliteratur

  • Marco Heiles, Prognostiken (Nr. 103a.), in: Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters, begonnen von Hella Frühmorgen-Voss und Norbert H. Ott, hg. von Ulrike Bodemann, Kristina Freienhagen-Baumgardt, Pia Rudolph und Nicola Zotz, Bd. 10 (Pilgerbücher - Rechtsspiegel, Rechtsbücher), München 2023.
  • Heinrich Röttinger / Hans Wechlin, in: Jahrbuch der Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses Wien 27 (1907), S. 1–54, hier S. 1, 51, 53.
  • Hans Baldung Grien, Das graphische Werk. Vollständiger Bildkatalog der Einzelholzschnitte, Buchillustrationen und Kupferstiche. Bearbeitet von Matthias Mende, hg. von den Stadtgeschichtlichen Museen Nürnberg, dem Kulturministerium Baden-Württemberg und der Stadt Schwäbisch Gmünd, Unterschneidheim 1978, Nr. 458–460, 560–568.
  • Sigrid von der Gönna, Albrecht von Brandenburg als Büchersammler und Mäzen der gelehrten Welt, in: Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1490–1545). Ein Kirchen- und Reichsfürst der frühen Neuzeit, hg. von (Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte 3), S. 382–478, hier S. 455f.
  • Ulrich, Reisser, Physiognomik und Ausdruckstheorie der Renaissance. Der Einfluss charakterologischer Lehren auf Kunst und Kunsttheorie des 15. und 16. Jahrhunderts, München 1997, S. 61–73, hier 81, 83, 203.
  • Alexandra Kolhöfer, Indagines Kunst der Chiromantie/Indagine’s art of Chiromanca, in: Zeichen der Zukunft. Wahrsagen in Ostasien und Europa. Signs of the future. Divination in East Asia and Europe [Ausstellungskatalog Nürnberg], hg. von Marie-Therese Feist, Michael Lackner und Ulrike Ludwig, Nürnberg 2021, S. 272f., 285 (Nr. 70), https://doi.org/10.11588/arthistoricum.763.
  • Gino Sabattini, Bio-bibliografia chiromantica. Bibliografia di opere antiche e moderne di chiromanzia e sulla chiromanzia con notizie biografiche sui principali autori, Reggio Emilia 1946, S. 54–59.
  • Dietrich Kurze, "Indagine, Johannes de", in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 168–169.[7]

Anmerkungen