Gutte dintte

Aus Artesliteratur
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Rezept zur Herstellung von Eisengallustinte aus Wein, Gummi, galle (Galläpfel/ Gallussaüre?) und Vitriol.

Überlieferung

Dieses Rezept zur Herstellung von Eisengallustinte aus Wein, Gummi, galle (Galläpfel/ Gallussaüre?) und Vitriol ist Teil der Rezeptsammlung 'Was du verwen wilt von sîden oder zendel'[1], die in den Handschriften Kodex Berleburg [ehemals Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schloßbibl., Ms. RT 2/6], auf fol. 237va-259vb, und und Salzburg, Universitätsbibl., Cod. M III 3, auf fol. 338ra-357va, überliefert ist. In der Salzburger Handschrift erscheint dieses Rezept als 82. und in dem Kodex Berleburg als 80. In beiden Sammlungen erscheint dieses Rezept als eines der mittleren Rezepte des Abschnittes Wie man alle farwen machen solle vff berment, pappier, tuch, leder, holcz vnd stein.[2] Den Titel des Rezeptes habe ich der Salzburger Handschrift entnommen.
Diesem Rezept geht in beiden Handschriften das Rezept Gütten virnisz voran. Darüber hinaus folgt in beiden Sammlungen das Rezept Ein gell farwen.

Text

Salzburg, Universitätsbibl., Cod. M III 3, fol. 344ra

Rheinfränkisch (Speyer ?), 3. Viertel 15. Jahrhundert[3]

Diplomatische Transkription

Gutte dintte
Wiltü gut dintten machen ʒü einer
maſʒ wins ʒü sieden/ So nẏm<m> iiij
loit gu<m>mẏ daʒ ſol alles ʒerstoſʒen ſin
ʒü pulffer ẏegeliches ſünderlingen
vnd ſol die galle vnd daʒ gum<m>ẏ ein
tag vnd eine nacht ſtan in dem win
ligen vnd ſol man es ẏetweder eẏ<n>
wil rüren mit eẏm holtʒ vnd do nach
ſol man ſie ſieden daʒ dritteteẏl
in<n> vnd ſo ſie ſchier genüg geſotten
hett So ſol man dan<n> den vig vi-
trigil dar In thün vnd ſol dar nach
ein wile ſieden Man müſʒ groſʒen
fliſʒ dar ʒü haben wan<n> es gar gern
vber lauffet ⁊&c<etera>

Leseversion

Gutte dintte
Wiltü gut dintten machen zü einer masz wins zü sieden. So nẏmm iv loit gummẏ, daz sol alles zerstoszen sin zü pulffer. Ẏegliches sünderlingen vnd sol die galle vnd daz gummẏ, ein tag vnd eine nacht stan in dem win liegen. Vnd sol man ab ẏet weder eẏn wil rüren mit eẏm holtsz vnd do nach sol man sie schier gemüg gesotten. So sol man dann den vig vitrigil dar in thün, vnd sol dar nach ein wile sieden. Man müsz groszen flisz dar zü haben, man es gar gern vber lauffer etc.

Kodex Berleburg [ehemals Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schloßbibl., Ms. RT 2/6], fol. 244vb

Rheinfränkisch, Rhein-Main-Gebiet, 3. Viertel 15. Jahrhundert [4]

Diplomatische Transkription

Gudt Dinte
WIltu gudt dinte machen
zu eyn<er> maiſʒ wins ʒu ſie-
den Nym iiij loit gu<m>mi
daʒ ſal alles ʒuſtoiſen ſin zu pul-
uer yglichs ſunderlingen vnd
ſal die galle vnd daʒ gu<m>mi eyne<n>
tag vnd eyn nacht ſton in dem
win ligen vnd ſal ma<n> iſʒ jetwe
der eyn wile ruren mit eyne<m>
holtʒ vnd dar nach ſal ma<n> ſie
ſieden daʒ dritte deil in vnd ſo
ſie ſchiere gnug geſoten hait
ſo ſal ma<n> dan den vitriol dar
jnn<n> thun vnd ſal dar nach ey<n>
wile ſieden Man muſʒ groſʒen
fliſch fliſʒ dar ʒuhaben wan
iſʒ gar gern ober leuffet

Leseversion

Gudte Dinte
Wiltu gudt dinte machen, zu eyner maisz wins zu sieden, nym iv loit gummi. Daz sal alles zustoisen sin zu pudver. Yegliche sunderlingen vnd sol die galle vnd daz gummi eynes tag vnd eyn nacht ston in dem win ligen. Vnd sol man esz jet weder eyn wise ruren mit eynen holts. Vnd dar nach sol man sie sieden daz dritte deil in, vnd sie schere genung gesoten hait. So sol man n dan [?] den vitrid dar jnde thun, vnd sol dar nach eyn wile sieden. Man musz groszen flisz dar zuhaben, wan esz gar gern ober leuffer.


Richard Spitzbarth

Fußnoten

  1. Vg. zu diesem Text: Gundolf Keil, 'Was du verwen wilt von sîden oder zendel', in: ²VL 10 (1999), Sp. 770f.
    Werner Dressendorfer, Gundolf Keil und Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Älterer deutscher 'Macer' - Ortolf von Baierland 'Arzneibuch' - 'Herbar' des Bernhard von Breidenbach - Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhandschrift des Kodex Berleburg: Berleburg, Fürstlich Sayn-Wittgenstein'sche Bibliothek, Cod. RT 2/6, Farbmikrofiche-Edition, Einführung zu den Texten, Beschreibung der Pflanzenabbildungen und der Handschriften (Codices illluminati medii aevi 13), München 1991, S. 31-35. [online]
  2. Salzburg, Universitätsbibl., Cod. M III 3, fol. 342ra.
    Vgl. auch Kodex Berleburg [ehemals Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schloßbibl., Ms. RT 2/6], fol. 242va.
  3. Anna Jungreithmayr unter Mitarbeit von Josef Feldner und Peter H. Pascher, Die deutschen Handschriften des Mittelalters der Universitätsbibliothek Salzburg (Österreichische Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse, Denkschriften 196; Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters III,2), Wien 1988, S. 193-209. [online]
  4. Werner Dressendorfer, Gundolf Keil und Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Älterer deutscher 'Macer' - Ortolf von Baierland 'Arzneibuch' - 'Herbar' des Bernhard von Breidenbach - Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhandschrift des Kodex Berleburg: Berleburg, Fürstlich Sayn-Wittgenstein'sche Bibliothek, Cod. RT 2/6, Farbmikrofiche-Edition, Einführung zu den Texten, Beschreibung der Pflanzenabbildungen und der Handschriften (Codices illluminati medii aevi 13), München 1991, S. 9f. [online]