Petersilie schnell wachsen lassen - eine hübsche Kurzweil

Aus Artesliteratur
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Rezept um Petersilie schnell wachsen zu lassen.

Überlieferung

Die älteste bekannte Fassung dieses Textes stamt aus der Handschrift Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 3227a. Diese Handschrift wird auf um 1389 datier und wurde in ostmitteldeutscher Schreibsprache verfasst. Das Rezept ist in dieser Handschrift Teil einer Kompilation aus vier Rezepten über das Beschleunigte Wachstum von Petersilie (3 Rezepte) und Kürbisse bzw. Melonen. Der Text wurde in ähnlicher Form aber auch in mindestens drei Handschriften einzeln überliefert. Diese Handchriften werden auf 1443, um 1463 und ins dritte Drittel des 15. Jahrhunderts datiert und der Text findet sich dort in bairischer, schwäbischer und niederallemannischer Mundart. In allen Handschriften findet sich das Rezept innerhalb einer heterogenen Rezeptsammlung, die vor allem, aber nicht ausschließlich, technische Rezepte, Scherz- und Zauberrezepte enthält.

Text

Nürnberg, GNM, Hs. 3227a

ostmitteldeutsch, um 1389[1]

Nach der Ausgabe von Trude Ehlert:

Ader ným bonstengel vnd bruͤe sý czu aschen. vnd nym denne petersilgen zomen vnd lege in ÿn guten starken weýn, vnd loz in dorynne legen vier tag vnd vier nacht ader lenger, is der weyn nicht stark genuk, vnd ným denne den zomen aus dem weýne vnd loz in trucken werden. vnd ným denne trucken erde, dÿ gar cleýn sý vnd gereden durch eýn tuch. Vnd ným denne dez selben ertrichz czeýteÿl vnd der vorgenanten aschen eýn teyl vnd tu is mit eynander alzo gemengt in eýne schuͤssel vnd strew denne den petersilien zomen dorof vnd besprenge is denne mit lawterm regen wasser vnd decke denne eyn mantel doroͤber eyn cleýne weýle vnd heb in denne off: so siestu schoͤne petercilien gewachzen voͤr dir. etc.[2]


Augsburg, SuStB, 2° Cod. 572, fol. 164rb-164va

bairisch, 1443[3]

Diplomatische Transkription:

von peterlin

Wiltu ain hübschi kurtz weil machen vor den leüten [fol. 164va] daz du machest peterlin wachsen auf aine<m> tisch So nym bonen steng<e>l prenn die zw puluer als vil du der haben wilt vnd nym denn rechtes ertrich vnd rid es durch ain clain siblin vnd nym dez selb<e>n ertrichs ain tail vnd d<er> esch<e>n zwey tail Vnd misch es vnd<er> ain ander vnd nym denn<n> [!] peterlin samen Vnd leg den inguͦten wein essich vnd lasß in dar jnn ligen xiiij tag vnd nacht vnd wenn du es die leüt wilt lassen sechen So nym die tem<per>at<ur> leg die in ain schüssel vnd mach pett dar ein als vil du wilt vnd nym den samen vnd leg in auf daz selb ertrich vnd pespreng es mit regen wasser vnd deck ainen mant<e>l dar v̈ber vnd lasß es ain weilin stan vncz daz ainer wel ain halb masß weins getrinckt vnd tuͦ es wider auf So ist schöner peterlin har aus gewachsen den yederma<n> ger<e>n sicht

Leseversion:

von peterlin

Wiltu ain hübschi kurtz weil machen vor den leüten, [fol. 164va] daz du machest peterlin wachsen auf ainem tisch, so nym bonen stengel. Prenn die zw puluer als vil du der haben wilt vnd nym denn rechtes ertrich vnd rid es durch ain clain siblin. Vnd nym dez selben ertrichs ain tail vnd der eschen zwey tail vnd misch es vnder ain ander. Vnd nym denn peterlin samen vnd leg den in guͦten wein essich vnd lasß in dar jnn ligen xiiij tag vnd nacht.

Vnd wenn du es die leüt wilt lassen sechen, so nym die temperatur, leg die in ain schüssel vnd mach pett dar ein als vil du wilt. Vnd nym den samen vnd leg in auf daz selb ertrich vnd pespreng es mit regen wasser. Vnd deck ainen mantel dar v̈ber vnd lasß es ain weilin stan vncz daz ainer wel ain halb masß weins getrinckt. Vnd tuͦ es wider auf, so ist schöner peterlin har aus gewachsen, den yederman geren sicht.


Hamburg, SUB, Cod. germ. 1, fol. 57ra-b

schwäbisch, um 1463

Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek, Cod. germ. 1, fol. 56v-57r

Diplomatische Transkription:

Item willtu ein hubsch kurczwil machen vor de<n> [fol. 57rb] lutten das du machest petterling wachsen vff dem tisch so nym bone<n>stengell Vnd bren<n> die zu puluer als vil du der haben wiltt vn<d> nim dan<n> rechtt ertterich vnd rid es durch ein klein syblin Vn<d> nim des selben ertterichs ein<en> teil vnd der eschen zwey teill vnd temper das vnder ein and<er> Vn<d> nim dan<n> petterling same<n> Vn<d> leg den<n> in guͦtte<n> win essich lauss jn dar in ligen vierczehen tag vn<d> nachtt vn<d> wen<n> die lutt in Wiltt lausse<n> sechen so nim die te<m>p<er>atur vn<d> leg sie in ein schussell vn<d> mach bett dar vss als vil du ir haben wilt Vn<d> nim dan<n> den samen Vn<d> leg in vff das selb ertterich Vnd bespreng es mitt regen wasser vn<d> teck einen manttell dar uber Vn<d> lauss es ein will ston vncz d<as> eine<r> woll ein sydlin vss trincket vn<d> tuͦ es wider vff so jst schoͤner peterling dar vff gewachsen ect.

Leseversion:

Item willtu ein hubsch kurczwil machen vor den [fol. 57rb] lutten, das du machest petterling wachsen vff dem tisch, so nym bonenstengell vnd brenn die zu puluer als vil du der haben wiltt. Vnd nim dann rechtt ertterich vnd rid es durch ein klein syblin. Vnd nim des selben ertterichs einen teil vnd der eschen zwey teill vnd temper das vnder ein ander. Vnd nim dann petterling samen vnd leg denn in guͦtten win essich. Lauss jn dar in ligen vierczehen tag vnd nachtt.

Vnd wenn die lutt in wiltt laussen sechen, so nim die temperatur vnd leg sie in ein schussell vnd mach bett dar vss als vil du ir haben wilt. Vnd nim dann den samen vnd leg in vff das selb ertterich vnd bespreng es mitt regen wasser. Vnd teck einen manttell dar uber vnd lauss es ein will ston vncz das einer woll ein sydlin vss trincket. Vnd tuͦ es wider vff, so jst schoͤner peterling dar vff gewachsen ect.


Heidelberg, UB, Cpg 169, fol. 156v

niederalemannisch mit mitteldeutschen und bairischen Formen, 3. Drittel 15. Jh.[4] (Digitalisat)

Diplomatische Transkription:

Wilt du machen ein gut kurtzwile vor lutten das petersil wachß vor luten vff eim taller, oder vff eim tisch oder jn einer schussel so nym petersill samen vnd leg in win der rot sy vnd laß jn dar jn peitzen iij tag oder mer, nym dan ponstengel vnd brenn den zu puluer, oder zu aschen vnd fahe es durch ein tuch das es klein werde, als die molten nym dan den petersill samen der gepeitzt jst jn dem win ein teyle vnd misch jm jn zweyteile aschen der gefegt ist jn ein schussel oder vff einen tisch wan du kurtzwile haben wild so see den petersil samen vnder die matery vnd bespreng sie mit regenwasser, vnd deck ein mantel daruber, zehant ee man ein pater noster spricht so tu den mantel wider ab, so ist schoner petersil gewachsen

Leseversion:

Wilt du machen ein gut kurtzwile vor lutten, das petersil wachß vor luten vff eim taller oder vff eim tisch oder jn einer schussel, so nym petersill samen vnd leg in win der rot sy. Vnd laß jn dar jn peitzen iij tag oder mer. Nym dan ponstengel vnd brenn den zu puluer oder zu aschen vnd fahe es durch ein tuch das es klein werde, als die molten. Nym dan den petersill samen der gepeitzt jst jn dem win ein teyle vnd misch jm jn zweyteile aschen der gefegt ist jn ein schussel oder vff einen tisch.

Wan du kurtzwile haben wild, so see den petersil samen vnder die matery vnd bespreng sie mit regenwasser, vnd deck ein mantel daruber. Zehant, ee man ein pater noster spricht, so tu den mantel wider ab, so ist schoner petersil gewachsen.

Fußnoten

  1. Lotte Kurras, Die deutschen mittelalterlichen Handschriften, Zweiter Teil: Die naturkundlichen und historischen Handschriften, Rechtshandschriften, Varia (Kataloge des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg 1,2), Wiesbaden 1980, S. 15-17.
  2. Trude Ehlert und Rainer Leng, Frühe Koch- und Pulverrezepte aus der Nürnberger Handschrift GNM 3227a (um 1389), in: Medizin in Geschichte, Philologie und Ethnologie. Festschrift für Gundolf Keil, hg. von Dominik Groß und Monika Reininger, Würzburg 2003, S. 289–320, S. 303f. [Nr. 9].
  3. Wolf Gehrt, Die Handschriften der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. 2° Cod 401-575 (Handschriftenkataloge der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg V), Wiesbaden 1993, S. 155-160.
  4. Karin Zimmermann unter Mitwirkung von Sonja Glauch, Matthias Miller und Armin Schlechter, Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1-181) (Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg VI), Wiesbaden 2003, S. 391-398.

Datei:Marco Heiles Petersilie schnell wachsen lassen Kurzweile.pdf



Marco Heiles