Golt üsz einer federn zü schriben

Aus Artesliteratur
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Rezept zum Schreiben mit Gold.

Überlieferung

Dieses Rezept zur Herstellung einer goldenen Tinte, die ist aus Gold ist, ist Teil der Rezeptsammlung 'Was du verwen wilt von sîden oder zendel'[1], die in den Handschriften Kodex Berleburg [ehemals Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schloßbibl., Ms. RT 2/6], auf fol. 237va-259vb, und und Salzburg, Universitätsbibl., Cod. M III 3, auf fol. 338ra-357va, überliefert ist. In der Salzburger Handschrift erscheint dieses Rezept als 78. und in dem Kodex Berleburg als 76. In beiden Sammlungen erscheint dieses Rezept als eines der mittleren Rezepte des Abschnittes Wie man alle farwen machen solle vff berment, pappier, tuch, leder, holcz vnd stein.[2] Den Titel des Rezeptes habe ich der Salzburger Handschrift entnommen.
Diesem Rezept geht in beiden Handschriften das Rezept Wiltü machen littera cadüca voran. Darüber hinaus folgt in beiden Sammlungen das Rezept Gut silber schriben.

Text

Salzburg, Universitätsbibl., Cod. M III 3, fol. 343vb

Rheinfränkisch (Speyer ?), 3. Viertel 15. Jahrhundert[3]

Diplomatische Transkription

Golt üſȝ einer federn ȝü ſchriben ⁊&c<etera
Dü ſolt golt uſȝ einer federn
alȝo ſchriben oder ſilber Nym
ein glas oder ein ribſtein und
beſtrichs mit gu<m>my waſſer unde
nym<m> j golt blat und lege es dar
uff alȝo glich dü kanſt Und nym<m>e
wol geriebe<n> ſaltȝ und prenge ein
wenig dar üff und ribe es wole
mit einander und dar nach thü
es in luter waſſer und ſtoſȝe es
wol untȝ dü ſiehſt lüter golt do
ligen und ſchüt daz waſſer abe
und temperer daȝ golt mit gu<m>-
my waſſer ⁊&c<etera

Leseversion

Golt üsz einer federn zü schriben etc.
Dü solt golt usz einer federn, alzo schriben oder silber. Nym ein glas oder ein ribstein und bestrichs mit gummy wasser. Unde nymm i golt blat und lege es dar uff, alzo glich dü kanst. Und nymme wol gerieben saltz und prenge ein wenig dar üff, und ribe es wole mit einander. Und dar nach thü es in luter wasser und stoße es wol. Untz dü siehst lüter golt do ligen, und schüt daz wasser abe. Und temperer daz golt mit gummy wasser etc.


Kodex Berleburg [ehemals Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schloßbibl., Ms. RT 2/6], fol. 244r

Rheinfränkisch, Rhein-Main-Gebiet, 3. Viertel 15. Jahrhundert [4]

Diplomatische Transkription

Golt uſȝ eyner feder zuschriben
Du ſolt golt uſȝ eyner
federn alſo ſchriben ad<er>
ſilber nym ey<n> glaß
ader eyn ribſteyn und beſtrich
yn mit gum<m>i waſȝer und nym
ey<n> golt Blait und lege eſȝ daroff
alſo glich du kanſt und nym
wol gereben ſaltȝ und prenge
enwenig dar off und rib eſȝ wol
mit eynander und dar nach thü
eſȝ in luter waſȝer und ſloiſȝe
eſȝ wol biſȝ du ſijhſt luter golt


Leseversion

Golt usz eyner feder zuschriben
Du solt golt usz eyner federn, also schriben ader silber. Nym eyn glasz ader eyn ribsteyn und bestrich yn mit gummi waszer. Und nym eyn golt blait und lege esz daroff. Also glich kanst und nym wol gereben saltz und prenge enwenig dar off. Und rib esz wol mit eynander. Und dar nach thü esz in luter waszer und sloisze esz wol bisz du sihst luter golt.


Lena Zimmermann und Richard Spitzbarth

Fußnote

  1. Vg. zu diesem Text: Gundolf Keil, 'Was du verwen wilt von sîden oder zendel', in: ²VL 10 (1999), Sp. 770f.
    Werner Dressendorfer, Gundolf Keil und Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Älterer deutscher 'Macer' - Ortolf von Baierland 'Arzneibuch' - 'Herbar' des Bernhard von Breidenbach - Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhandschrift des Kodex Berleburg: Berleburg, Fürstlich Sayn-Wittgenstein'sche Bibliothek, Cod. RT 2/6, Farbmikrofiche-Edition, Einführung zu den Texten, Beschreibung der Pflanzenabbildungen und der Handschriften (Codices illluminati medii aevi 13), München 1991, S. 31-35. [online]
  2. Salzburg, Universitätsbibl., Cod. M III 3, fol. 342ra.
    Vgl. auch Kodex Berleburg [ehemals Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schloßbibl., Ms. RT 2/6], fol. 242va.
  3. Anna Jungreithmayr unter Mitarbeit von Josef Feldner und Peter H. Pascher, Die deutschen Handschriften des Mittelalters der Universitätsbibliothek Salzburg (Österreichische Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse, Denkschriften 196; Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters III,2), Wien 1988, S. 193-209. [online]
  4. Werner Dressendorfer, Gundolf Keil und Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Älterer deutscher 'Macer' - Ortolf von Baierland 'Arzneibuch' - 'Herbar' des Bernhard von Breidenbach - Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhandschrift des Kodex Berleburg: Berleburg, Fürstlich Sayn-Wittgenstein'sche Bibliothek, Cod. RT 2/6, Farbmikrofiche-Edition, Einführung zu den Texten, Beschreibung der Pflanzenabbildungen und der Handschriften (Codices illluminati medii aevi 13), München 1991, S. 9f. [online]